08.12.2008

08.12.2008 - erster Besuch in Köthen

Anmerkung: diesen Text haben wir aus unserem Zwischenbericht entnommen

1 | Eine erste Annäherung an Köthen
- die Stadt der Homöopathie

1 | 1 Einführung

Im Rahmen des Projektstudiums mit dem Thema – IBA Stadtumbau 2010 – , besteht die Aufgabe, modellhafte Projekte für eine ausgewählte Stadt in Sachsen-Anhalt zu entwickeln, die unter den Bedingungen des demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels Zeichen für die internationale Stadtforschung und -gestaltung setzen.
Hierfür war es notwendig, sich mit den einzelnen Städten und deren Leitbildern intensiv auseinanderzusetzen, um zu einer achtbaren Entscheidungsfindung zu gelangen, welche den jeweiligen Vorstellungen und Interessen entspricht. Das Profil der Stadt Köthen „Homöopathie als Entwicklungskraft“, setzt auf die Stärkung und Nutzung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Potenziale im Bereich der homöophatischen Heilkunst. Dieses reizvolle Thema wird nun im Folgenden Projektverlauf unsere Arbeit lenken.
Unsere Gruppe, bestehend aus drei Personen, wird im weiteren Verlauf des Projektstudiums versuchen, sich näher mit dem Thema „Homöophatie“ zu beschäftigen bzw. homöopathische Leitsätze auf die Stadtplanung anzuwenden.
Eine erste Annäherung an Köthen fand in Form einer Exkursion statt, auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.


1 | 2 Exkursion nach Köthen

Um sich ein erstes Bild von Köthen bzw. von den zurzeit laufenden Projekten zu machen, war es notwendig eine Vor-Ort-Begehung durchzuführen. Diese fand in Form einer Exkursion am 08.12.08 statt. Zudem gelang es ein Treffen mit der Köthener Baudezernentin Frau Rauer zu organisieren, welche Ansprechpartnerin zum IBA Projekt der Stadt Köthen ist. Das einstündige Interview mit ihr, welches aufgezeichnet wurde, half uns einen ersten Einstieg zum Thema „Homöopathie als (Stadt-)Entwicklungskraft“ zu finden. Zudem zeigte sich Frau Rauer sehr kooperativ und schlug vor, uns zur nächsten IBA Arbeitsgruppensitzung nach Köthen einzuladen. Darüber hinaus nannte sie weitere wichtige Ansprechpartner wie homöopathische Ärzte, Planer, usw. die sich intensiv am Stadtumbau in Köthen beteiligen.


1|2 .1 Innenstadt / Kloster und Spital

Bei einem ersten Stadtrundgang durch die Köthener Innenstadt wurden wir positiv überrascht. Die historische Bausubstanz der Innenstadt ist bis auf einige Ausnahmen komplett saniert. Köthens Bauten aus verschiedenen Stilepochen erzählen Geschichten. Eine davon ist die von Samuel Hahnemann dem Begründer der Homöopathie. Er lebte und praktizierte von 1821 bis 1835 in Köthen in seinem früheren Wohnhaus in der Wallstraße 49, welches komplett saniert ist und zum Teil museal genutzt wird. Ganz im Sinne der Tradition befindet sich im Hahnemannhaus derzeit eine homöopathische Arztpraxis. Das Haus ist darüber hinaus Teil des Homöophatiepfades der historischen Innenstadt. Die Zielstellung des Pfades ist die temporäre Gestaltung von freistehenden Häusergiebeln an Baulücken und Mauern mit Zitaten aus dem Werk Hahnemanns Werk „Die chronischen Krankheiten“. Insgesamt 13 Zitate sollen in Zukunft in der Innenstadt an verschiedenen Giebeln zu sehen sein.


Kernprojekt des Köthener IBA Themas ist die Sanierung und Nutzung des „Spitalge-
bäudes des Klosters der Barmherzigen Brüder“ als Köthener Homöopathiezentrum.
Bei der Begehung des Objektes hatten wir das Glück den zuständigen Bauleiter Herr Arndt zu treffen und mit Ihm über den Stand der Bauarbeiten zu sprechen. Er führte uns durch das Gebäude und zeigte uns die Räumlichkeiten in denen sich in Zukunft die europäische Bibliothek für Homöopathie, Seminar- und Leseräume und ein Café befinden werden. Der Umbau erweckt den Eindruck, dass in diesem Kernprojekt keine Kosten und Mühen gescheut werden. So wird die Bibliothek mit einem Fußboden aus geräucherter Eiche ausgestattet aus dem die Bücherregale „herauswachsen“ sollen. Die Planung der Gartengestaltung ist beauftragt und soll kommendes Jahr realisiert werden. So dass noch vor der Bauausstellung das Spitalgebäude eingeweiht werden kann.


Ein weiteres Projekt, die Neugestaltung des Platzes am Magdeburger Turm als „homöopathischen Ruheplatz“, wird zur Zeit verwirklicht. Der Platz soll die geschichtsträchtigen Gebäude in der Umgebung (Agnuskirche, Magdeburger Turm etc.) hervorheben und als Ruhe- und Verweilplatz fungieren. Aufgrund des steigenden Anteils an älterer Bevölkerung muss sich der Stadtumbau an die neuen demographischen Umstände anpassen. Diese Abstimmung wird in Köthen in Form von eben solchen Ruheplätzen, sowie durch barrierrefreies und behindertengerechten Bauen, Schritt für Schritt umgesetzt.



1|2.2 Ludwigstraße

Im Sinne einer Umsetzung homöopathischer Lehr- und Leitsätze auf die Stadtplanung muss die Stadt Köthen als Patient betrachtet werden. Aufgrund eines hohen Wohnungsleerstandes, schmuckloser Fassaden sowie fehlender Begrünung stellt die Ludwigstraße eines der Hauptkrankheitsbilder dar. Die dreigeschossigen Gründerzeithäuser wurden in den 70er Jahren todsaniert. Insgesamt 15 Häuser werden hier nicht mehr gebraucht und sollen abgerissen werden. Wirtschaftlich gesehen macht dies vielleicht Sinn, städtebaulich betrachtet jedoch ist dies eine Katastrophe. Bei der Vor-Ort-Begehung konnten wir den direkten Abbruch zweier Häuser verfolgen. Diese „Zahnlücken“ sollen im kommenden Jahr durch Architekten in Form einer Wiederbebauung mit zukunftsfähigen Wohnformen geheilt werden. Infolge von homöopathischen Methoden wie Anamnese, Impulssetzung sowie Beobachtung und Dokumentation der Impulsreaktionen konnte ein städtebaulicher Instrumentenkastens zur Linderung der Symptome zusammengestellt werden, der letztlich dazu führte, dass einige Häuser gerettet werden konnten.


Das Beispiel der Ludwigstraße zeigt somit, dass es durch eine gezielte „Homöoplanung“ möglich ist Stadtkrankheiten erfolgreich zu heilen bzw. zu lindern. Bei unserer Exkursion fielen uns aber auch noch andere „Gebrechen“ der Stadt Köthen auf, die im Folgenden kurz angesprochen werden sollen.


1|2.3 Weiteren „Gebrechen“ auf der Spur

Eine weitere Problemzone stellt der Köthener Friedenspark dar. Der ehemalige Friedhof welcher in den 1950er Jahren als Grünfläche umgestaltet wurde, wird von den Bürgern als Aufenthaltsbereich gemieden. Der Ruf nach Veränderung wurde laut und ein neues städtisches Testfeld entstand. In der Projektgruppe „Friedenspark“ wurden daraufhin zwei Impulssetzungen beschlossen. Hierbei sollte in Form einer Erstverschlimmerung der Heilungsprozess angestoßen werden. Der erste Impuls bestand darin den Park abzusperren und Anamnesebefragung der Passanten nach dem Warum des Aufenthalts und der Wertigkeit des Parks aus Besuchersicht durchzuführen. Der Impuls wurde jedoch als nicht stark genug eingeschätzt und es wurde beschlossen, einen neuen Impuls zu setzen – hierbei sollte in der Lokalpresse darüber informiert werden, dass die Stadt Köthen darüber nachdenkt, den „Friedenspark“ als öffentlichen Park aufzugeben, weil ihn offensichtlich keiner mag. „Die Zeitung weigerte sich leider, da Sie Ihre Glaubwürdigkeit in Gefahr sah“ so Baudezernentin Frau Rauer. Zum 31.12.2009 wurde der Artikel doch gedruckt woraufhin es zu unterschiedlichen Reaktionen seitens der Bürger kam. Einige fragten ob es sich um einen Streich handle andere waren besorgt und traurig darüber, dass der Park geschlossen werden soll. Aber nicht nur der Friedenspark bietet für die Zukunft Handlungsmöglichkeiten sondern auch die alte Malzfabrik an der Bahnhofstraße. In Ihr befindet sich zurzeit ein kleiner Getränkeladen der Rest des Gebäudes steht allerdings leer. Der Abriss wäre nur realisierbar wenn ein gutes Konzept für die Weiternutzung vorliegen würde.


Ein großes Potential sehen wir auf der großräumigen Fläche hinter der Fabrik. Durch gezielte Impulse könnte auf die verwilderte Brachfläche Aufmerksamkeit gelenkt werden. Ein weiteres Versuchsfeld sehen wir in einer historischen Villa an der Bärteichpromenade – der Wittichen Villa. Dieses wunderschöne Gebäude, welches auch als Schwesternschule diente liegt jedoch seit mehren Jahren brach und ist unzugänglich. Nach ersten Befragungen einiger Passanten die uns begegneten wurde deutlich, dass sie sich gut vorstellen könnten das Gebäude in alter Pracht wieder zu erleben. Eine Sanierung ist aus finanzieller Sicht sicherlich unrealistisch aber eine Öffnung der Villa für die Allgemeinheit wäre ein erster Impuls und würde eventuell das Interesse der Bürger und Besucher wecken.


1 | 3 Anstehende Vorhaben

Nachdem sich unsere Gruppe ein erstes Bild der Stadt Köthen gemacht sowie erste persönliche Kontakte geknüpft hat, gilt es nun über mögliche Handlungsfelder nachzudenken. Dabei wird es wichtig sein uns mit den ansässigen Akteuren wie homöopathischen Ärzten, Stadtplanern und IBA-Mitarbeitern näher in Verbindung zu setzen. Die Arbeitsgruppentreffen der Stadt Köthen im nächsten Jahr sollen uns in erster Linie dazu dienen. Des Weiteren wollen wir versuchen uns noch intensiver mit homöopathischen Methoden auseinanderzusetzen um eventuell neue Aspekte der Homöopathie auf die Stadtplanung übertragen zu können. Bei einer nächsten Exkursion wollen wir neue Krankheiten entdecken um eine möglichst hohe Anzahl an Versuchsfeldern zur Auswahl zu haben. Abschließend noch ein Zitat aus dem Werk Hahnemanns „Die Chronischen Krankheiten“:

„Der zweite Punkt des Geschäftes eines ächten Heilkünstlers betrifft die Erforschung der zur Heilung bestimmten Werkzeuge“.

einige Bilder aus Köthen:
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Ron